Faltwerke

Faltwerke

Über viele Jahre haben mich immer wieder die Kartonagenansammlungen (wertlos gewordene Diener der Mobilität der Dinge) vor den Geschäften in den Bann genommen, abgelegt zur Entsorgung. Wo sie zuvor zur Versorgung dienten. Gerade im Morgenlicht. Manche in erkennbarer, ursprünglicher Form, andere in vielfach gefalteter Schichtung. Alle haben zu dem Zeitpunkt ihre Funktion (Gebrauchszusammenhang) erfüllt oder eben verloren. Manchmal finden sich aber auch neue Verwendungen, Kinder zimmern sich ihre Hütten, Obdachlose ein Zuhause.

Der Karton ist ein Sinnbild unserer heutigen Zeit mit ihrer größt möglichen Mobilität der Dinge und Menschen. Der Karton ist die Form, das Heim dieses Unterwegsseins. Funktionsverlust und manchmal durch Materialveränderung bedingter Kontrollverlust führen Veränderungen herbei, der bergende Raum löst sich auf, neue Formen, andere Licht-und Schattenräume entstehen. Auffaltungen, Hingaben an den Raum.

Das Fragmentarische ist ein Ergebnis von Veränderungsprozessen. Jedem Fragment ist etwas Verlorengegangenes und die Zeitlichkeit eigen.

Bei den »Alltagsblüten«, den späteren »Faltwerken«, an Kartons erinnernde Gestalten, entstehen durch Faltungen neue Räume und Raumbezüge. (Dieses Auffalten erinnert auch an die früheren »Blüten«-Skulpturen aus Stahl und Holz)

In der Bewegung des Betrachters entsteht eine Abfolge von öffnen und verschließen, Ein –und Durchblicke. Durch die angrenzenden Winkelverschiebungen der Flächen wird das auffallende Licht unterschiedlich reflektiert, das Licht ist somit ein wichtiger Bestandteil der Skulptur. Im Verzinken, welches ein Schutz des darunterliegenden Materials ist, zeigt sich uns eine Nacktheit von Farbe. Das Verzinken flößt uns eine Suggestion von Unvergänglichkeit ein, dies steht im Gegensatz zur Form, die ein sich ständig Veränderndes anbietet.

BF 2-6-18

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