Augenblick verweile doch

»Augenblick verweile doch« 2017

Aller Anfang Vergänglichkeit
Stahl treibt Blüten
Die Blüte, ach so rasch vorbei
Nur die Vergänglichkeit ist unvergänglich
Dem Strom der Zeit entrissen
Verschweißte Vergänglichkeit

Monumentale Blumen, Blüten und Früchte aus Stahl und Kunstharz gehören seit gut 20 Jahren zu den unverwechselbaren Markenzeichen von Bruno Feger, geboren 1962. In wochenlanger Arbeit montiert und verschweißt der Künstler hunderte fast mosaikhaft kleine, rechteckig geteilte Stahlplättchen, die er zuvor aus einer industriell gefertigten Stahlplatte geschnitten hat, zu großformatigen, farbig gefassten Skulpturen: zu Hagebutten, Lilien und Kirschen, zu Gräsern und Tulpen. Die Formen der einzelnen Pflanzen erfasst Bruno Feger nicht im Detail, sondern im Gesamt. Er abstrahiert und reduziert sie auf Grundformen und -linien ihres Erscheinens in der Natur, lässt den jeweiligen Urtypus aber erkennen. Im natürlichen Zyklus des Blühens und Verwelkens hält er sie in der Üppigkeit ihres Wachstums fest: in sattem Grün die Gräser, in prall leuchtendem Rot die Hagebutten, Kirschen und Tulpen. Dabei setzt der Bildhauer nicht auf die körperliche Masse, sondern auf die Haut, die Oberfläche der Objekte, die trotzt ihrer monumentalen Größe leicht wirken. In ihrer ganz eigenen Formensprache visualisieren Bruno Fegers Pflanzen-Objekte Vitalität, Wachstum und Kraft.

Bruno Fegers pflanzliche Gebilde aus Stahl entfalten im Diskurs zwischen Kunst und Natur einen spannungsvollen Dialog. In ihrer stählernen Materialität, nicht welkend und faulend, verkörpern sie einerseits Beständigkeit und Unvergänglichkeit. Andererseits haben sie vieles gemein mit klassischen Vanitas-Kunstwerken, den Stillleben mit Früchten und Blumen des Barock zum Beispiel, die ihre größte Schönheit just in jenem Moment entfalten, in dem das Welken und Faulen bereits begonnen hat. Damit verweisen sie auf die Zeitgebundenheit alles Seins und darauf, dass Werden nicht denkbar ist ohne Vergehen – dass nur die Vergänglichkeit unvergänglich ist.
Es geht ihm um das Verstehen der »von Hingang lebenden Dinge« (Rainer Maria Rilke), und darum, der unausweichlichen Vergänglichkeit alles Natürlichen eine künstlerische Form zu geben.

Joachim Haller M.A. · Zur Ausstellung Museum und Galerie im Prediger, Schwäbisch-Gmünd, 2017

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